Martin Pietzonka, Head of Innovation Services am Startup Hub Berlin von , über die Kooperation zwischen PropTechs und etablierten Immobilienunternehmen.
„Das größte Potenzial von Technologie und Digitalisierung in der Bau- und Real Estate-Branche sehe ich darin, Ineffizienzen zu beseitigen und noch kunden- und nutzerorientierter zu arbeiten.“ Martin Pietzonka, Head of Innovation Services @Startup Hub Berlin, Drees & Sommer
Warum ist es für Drees & Sommer wichtig, mit PropTechs zusammenzuarbeiten?
Als Innovationsführer wollen wir bei Drees & Sommer aktiv die Chancen und Mehrwerte von Technologie und digitalen öܲԲ für unsere Prozesse, zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, aber natürlich auch als Baustein in unseren Kundenprojekten nutzen. PropTechs sind für uns ein wichtiger Kooperationspartner und Impulsgeber. Sie verfügen über weitreichendes Know-how, insbesondere in der Verbindung von Technologie und Kundenfokus, daher setzen wir auf die partnerschaftliche Entwicklung innovativer Ansätze.
Wie sehen diese partnerschaftlichen Kooperationen aus?
Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern Enabler und gelingt meiner Meinung nach nur gemeinsam mit den richtigen Partnern und einer projektspezifischen Konzeption. Wichtig ist uns, echte Partnerschaften auf Augenhöhe einzugehen – jeder kann von jedem etwas lernen und ist gleichberechtigt. Wir bringen als Integrator und neutraler Experte weitreichende Projekterfahrung und ein starkes Netzwerk mit ein. In unsere flexiblen Kooperationsmodelle investieren wir Geld, vor allem aber Zeit, Manpower und Know-how. Gemeinsam mit Startups arbeiten wir an erfolgsversprechenden Geschäftsmodellen, unter Berücksichtigung der Anforderungen unserer Kunden, die Nutzer- und Anwendungstauglichkeit der neuen öܲԲ immer im Fokus zu haben. Als Katalysator nutzen wir unser Innovationscenter in Stuttgart und die Innovation Hubs an unterschiedlichen Standorten, beispielsweise den Startup Hub Berlin. Darüber hinaus haben wir mit unserem offenen Innovations-Ökosystem CREATORS und den darin angegliederten Programmen perfekte Voraussetzungen, um Corporates, Start-ups und kreative Ideen zusammenzubringen und dadurch Innovationen zu beschleunigen.
Was motiviert Dich besonders an Deiner Rolle als Innovationsförderer?
Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen etablierten und jungen Unternehmen ist für mich die größte Motivation. Ich übernehme dabei die Rolle des Vermittlers, um Brücken zwischen beiden Welten zu bauen und den Kooperationsprozess zu moderieren. Wichtig ist mir dabei insbesondere, dass jeder seine Stärken und Assets auf gleicher Augenhöhe einbringt. Diese Rolle bietet mir zusätzlich die Chance, Zukunfts- und Technologiethemen vorausschauend zu beleuchten. Wo gibt es Ineffizienzen, welche Potenziale bietet Technologie und wo können durch die Ideen von Startups gemeinsame öܲԲ oder neue Geschäftsmodelle entwickelt werden? Am Aufbau eines Innovations-Ökosystem wird zukünftig kein Unternehmen vorbei kommen – ich bin hier gern ein Vorreiter, um mit unserem Team diese Entwicklung proaktiv zu begleiten.
Warum sind PropTechs Deiner Meinung nach so wichtig für die Branche?
Das größte Potenzial von Technologie und Digitalisierung in der Bau- und Real Estate-Branche sehe ich darin, beispielsweise Ineffizienzen zu beseitigen oder noch kunden- und nutzerorientierter zu arbeiten. Bisher ist der Innovationsdruck in unserer Branche noch vergleichsweise gering. Andere Branchen und Märkte haben aber gezeigt, wie schnell die Lage sich um 180 Grad drehen kann. Startups kommt in diesem Kontext eine besondere Rolle zu, denn durch ihre innovativen und unkonventionellen Ideen und Geschäftsmodelle und ihr tiefes Technologie-Verständnis sind sie wichtige Impulsgeber und Kooperationspartner jenseits des Althergebrachten. Ihre Schnelligkeit, Flexibilität und agile Herangehensweise an die Entwicklung neuer Leistungen liefert wichtige Impulse für die etablierten Unternehmen der Branche.
„Durch ihre innovativen und unkonventionellen Ideen und Geschäftsmodelle und ihr tiefes Technologie-Verständnis sind PropTechs wichtige Impulsgeber und Kooperationspartner jenseits des Althergebrachten.“
Wo arbeitet Drees & Sommer konkret mit Startups zusammen?
An dieser Stelle möchte ich gern auf den Expertenbeitrag von meinen Kollegen Vanessa Opel, und mir im Fachbuch „Smart Digital Real Estate“ verweisen. Dort zeigen wir exemplarisch an Hand von konkreten Beispiele und Business Cases aus unseren Projekten und unserer Beratungspraxis in unterschiedlichen Bereichen, wie durch Digitalisierung, Technologieeinsatz und innovative öܲԲ von Startups sowohl wirtschaftliche Potenziale gehoben und Renditen gesteigert, durch Effizienzgewinne aber gleichzeitig auch ein Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz geleistet werden kann. Wir gehen bewusst nicht nur auf den Neubau ein, sondern zeigen, wie unkompliziert auch im Bestand innovative Ansätze eingesetzt werden können.
In welchem Umfang sollten sich Unternehmen der Baubranche mit Startups auseinandersetzen? Wie viel ist zu viel?
Man sollte immer mit einem klaren Ziel vor Augen starten und sich fragen: Was möchte ich überhaupt durch die Kooperation mit Startups erreichen? Sonst funktioniert die Zusammenarbeit nicht. Dabei unterscheide ich zwei Arten von Zielen: Entweder das Unternehmen hat erstens bestimmte Projekte oder zweitens spezielle Leistungsbereiche mit Ineffizienzen, für die sie innovative öܲԲ suchen. Neben diesen definierten Zielen ist es ebenso wichtig die Kollegen aus anderen Teams miteinzubeziehen. Wissen sie über die Vorteile von Kooperationen mit Startups Bescheid, kommen sie bestenfalls selbst auf den Verantwortlichen zu und sagen: “Wir haben dieses Projekt mit dem Problem. Gibt es hierfür nicht ein Startup, dass uns dabei helfen könnte?” So ist Innovation kein Selbstzweck, sondern wirklich zielgerichtet.
Sie wollen mehr darüber erfahren, wie PropTechs die Digitalisierung in der Real Estate-Branche vorantreiben? Die SAʴýn-Session mit Martin Pietzonka in voller Länge:
In welchen Bereichen spürst Du bereits, dass speziell Startups die Innovation in der Baubranche vorantreiben?
Derzeit vorrangig im Betrieb von Immobilien. Alles, was mit Vermietung, Transaktion und Bewertung von Immobilien zu tun hat. Und beim Thema Smart Building und Internet of Things werden Startups immer stärker. Auch im Thema Nachhaltigkeit steckt viel Potenzial. Deswegen sind wir als Drees & Sommer mit starkem Nachhaltigkeitsbezug immer auf der Suche nach Startups, die sich zirkulärer Technologie, nachhaltigen Baustoffen und ressourcenschonendem Bauen annehmen. Auch wenn aufgrund vieler Transaktionen sogar Fintechs für die Branche interessant sind, liegt der Fokus zusammenfassend ganz klar auf den PropTechs (Property Technology), ConTechs (Construction Technology) und GretaTechs, wie nachhaltige Startups so schön genannt werden. Für uns alles sehr spannende Kooperationspartner.
„Auch im Thema Nachhaltigkeit steckt viel Potenzial. Deswegen sind wir als Drees & Sommer mit starkem Nachhaltigkeitsbezug immer auf der Suche nach Startups, die sich zirkulärer Technologie, nachhaltigen Baustoffen und ressourcenschonendem Bauen annehmen.“
Wenn Du morgen ein Startup gründen würdest. Was wäre das?
Ich würde mich dem Thema Robotik im Bau annehmen. Das bringt Mehrwert in Sachen Sicherheit, Kosten und Nachhaltigkeit. Obwohl es schon erste Prototypen gibt, bei denen ganze Häuser gedruckt wurden, ist das Thema aber doch noch Zukunftsmusik. Also meine Idee: Modulares Bauen und Robotik in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz und der Planung.
Kannst Du dir vorstellen, dass sich irgendwann auch die Projektsteuerung selbst automatisieren lässt – vielleicht durch Künstliche Intelligenz?
Es ist ein analoges Geschäft und wird meiner Meinung nach auch analog bleiben. Ich beobachte trotzdem, dass es in vielen einzelnen Schritten der Wertschöpfungskette Prozesse gibt, die sich automatisieren lassen. Jeder sollte deswegen aktiv und offen gegenüber neuen Technologien sein und sich fragen: Bei welchen unserer Schritte macht es Sinn, Technologie wie KI einzusetzen? Andere Branchen wie die Versicherungsbranche zeigen auf, was passiert, wenn sich etablierte Unternehmen nicht mit solchen Fragen beschäftigen und die Kundschaft sich innovativeren Unternehmen zuwendet. Insgesamt denke ich, dass die Koordination und Projektsteuerung ein Geschäft bleiben wird, für das Menschen sehr wichtig sind. Es kommt mehr darauf an, dass die Technologie für den Menschen mehr Hilfe statt Gegner betrachtet – und sie deswegen proaktiv eingesetzt wird.
Über Martin Pietzonka
Seit 2019 ist am Start-up Hub Berlin. In dieser Position verantwortet er den Auf- und Ausbau des Hubs, das Innovationsmanagement, das Scouting und die Zusammenarbeit mit Start-ups sowie Digitalisierungsthemen. In seiner bisherigen beruflichen Laufbahn hat Martin Pietzonka bereits mehr als 30 Innovationsworkshops und -projekte begleitet und über 100 Startups aller Branchen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle, Businesspläne, Strategien und der Venture Capital-Finanzierung beraten. Vor seiner Tätigkeit bei Drees & Sommer war Martin Pietzonka Managing Director eines Cross-Industry-Innovationsnetzwerks, Consultant mit Schwerpunkt Technologietransfer- und Startup-Projekte und Category Manager bei einem E-Commerce-Unternehmen von Rocket Internet.